Neue Ideen
Mit jeder neuen Idee häufen sich meine Zweifel. “Passt es in mein Gesamtwerk? Wurde es schon mal gemacht? Fühlt es sich zeitgenössisch an? Wird es im Bildersturm untergehen? Was möchte ich eigentlich damit sagen? Ist es verkäuflich?” Ich zähle meine Zweifel auf, damit ich sie loswerden kann. Vielleicht brauche ich nicht nur neue Ideen, sondern auch neue Fragen.
Erste Umsetzung
Gute Ideen stecke ich in eine Art Übungslager, wo sie zum ersten Mal mit der materiellen Realität konfrontiert werden. Daraus entstehen vier mögliche Ergebnisse:
1. Ich verwerfe die neue Idee endgültig.
2. Ich verwerfe die neue Idee für eine Weile.
3. Ich sehe trotz dem enttäuschenden ersten Ergebnis ein Potential.
4. Ich entdecke im Ausführungsprozess eine andere Idee, die mich in eine wiederum neue Richtung führt.
Falls ein Potenzial vorhanden ist, versuche ich, die Idee zu verdeutlichen und sie vielleicht mit neuen Ideen, die im Verlauf der Realisierung entstanden sind, zu verknüpfen. Ich fange oft mit der Vorstellung von einer neuen Technik an und das Übungslager klärt mich dann darüber auf, was damit eigentlich gesagt werden kann.
Serienproduktion
In meiner Praxis fängt eine Serie erst dann an, wenn eine Technik fertig verfeinert worden ist. Höre ich zu früh mit der Verfeinerung auf, erreiche ich nicht die richtige Raffinesse, aber höre ich nie damit auf, habe ich nicht das Vergnügen, mit klar umrissenen Mitteln Kunst zu machen. Serien strukturieren den Raum in dem sie hängen und zu einem grossen Teil das Leben ihres Produzenten. Ich kann zwei Monate lang an einer Plectage arbeiten, aber ich kann auch zwei bis vier Potato Eclipses pro Tag produzieren. Jede Serie ist für mich eine Art Uhrzeiger, der in seinem eigenen Tempo läuft. Manche laufen eher langsam, andere schneller, wiederum andere stehen zeitweise still.
Das Ende der Serie
Aus welchen Gründen würde ich eine Serie beenden? 1. Ich sterbe. 2. Ich erkranke schwer. 3. Ich verliere das Interesse an der Serie. 4. Die Gesellschaft verliert das Interesse an der Serie. 5. Ich gehe bankrott. 6. Die Gesellschaft geht bankrott. 7. Materialien, die für die Serie notwendig sind, werden nicht mehr produziert. 8. Programme, die für die Serie notwendig sind, sind nicht mehr verfügbar. 9. Krieg. 10. Das Ende der Welt.
Fotografie
Es ist heute so einfach Fotografien zu machen und so intuitiv geworden, sie anzuschauen, dass das Medium fast unsichtbar geworden ist. In meiner Arbeit versuche ich die Fotografie sichtbar zu machen, indem ich den traumartigen Flug des Blicks Richtung Bildinhalt bremse. Meine Fotografien werden in digitalen oder manuellen Templates eingebettet, die sowohl dazu dienen, den Bildinhalt zu präsentieren als auch zu verfremden. Auf diese Weise werden die Betrachter/innen genauso auf die Oberfläche und Materialität meiner Bilder aufmerksam gemacht wie auf ihren Inhaltsstoff.
Rohmaterial
Als Dokumentationsmedium steht die Fotografie am Ende eines Prozesses. Wenn man es im Kasten hat, kann man nach Hause gehen. In meiner künstlerischen Tätigkeit stellen Fotografien aber erst den Anfangspunkt dar. Ich behandle sie wie ein abstraktes Rohmaterial, das noch verwertet werden muss. Fotos an sich geben mir zu wenig. Ich muss sie zu Kunst machen, indem ich sie bearbeite und verfremde.
Foto-Graphie
Die Fotografie besteht nicht nur aus dem inhaltlichen Foto, sondern auch aus der abstrakten Graphie. Diesen zwei Aspekten des Mediums möchte ich in meiner Arbeit Rechnung tragen.